Seit Juni 2014 haben Tierschützer in der bisher umfangreichsten deutschen Langzeitrecherche nachts heimlich – teilweise mehrmals innerhalb eines Jahres – in 12 Schweine-, Puten- und Hühneranlagen gefilmt. Sie wollten den Alltag in deutschen Tierställen aufnehmen, und damit die Darstellung der Ställe bei öffentlichen Presseterminen in Frage stellen. Vor wenigen Tagen wurden die bislang unbekannten, großteils erschreckenden Videoaufnahmen veröffentlicht (http://www.ariwa.org). Zahlreiche Medien wie Panorama, die Tagesschau und die Süddeutsche Zeitung berichteten darüber.
Das Brisante: Hochkarätige Lobbyvertreter der Agrarindustrie sind für die gefilmten Tierställe und den Zustand der Tiere verantwortlich, meint die Tierschutzorganisation „Animals Rights Watch e.V.“ (ARIWA). Damit entfacht sich erneut die Diskussion darüber, wieviel vermeidbares Tierleid für Profit in Kauf genommen werden darf.
Nun wird der Tierschutzorganisation vorgeworfen, dass die Aufnahmen illegal gedreht wurden, was jedoch die Vorwürfe der groben Missachtung des Tierschutzes nicht entkräftet.
Als Antwort auf die zum Teil nicht nachvollziehbaren Reaktionen veröffentlichte die Tierschutzorganisation ARIWA am 25.09. eine Liste weiterer Aufnahmen aus Tierställen weiterer Landwirtschaftsfunktionäre. Unter diesen befinden sich laut ARIWA z.B.:
- der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG, ehemals DLG-Präsident)
- der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Deutschen Schweinehalter (ISN)
- der Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG)
- der Präsident Bauernverband Thüringen
- der Vorsitzende des Zentralverbands der Deutschen Schweineproduktion (ZDS)
- der Vizepräsident Deutscher Bauernverband, Präsident Bauernverband Niedersachsen
- ein Mitglied des Aufsichtsrates der DLG
- der Vorsitzende des Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes Sachsen-Anhalt e.V.
- ein Mitglied des Bundestages (CDU) und Funktionär im Bauernverband (DBV)
- ein Vorstandsmitglied der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), Vorstand ISN
- der Vizepräsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt
- der Vizepräsident des ZDG (Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft)
ARIWA selbst hat keine Strafanzeige gestellt aufgrund der bisherigen Erfahrung, dass Ermittlungsverfahren seiner eigenen Strafanzeigen in der Vergangenheit durch die Staatsanwaltschaft meist eingestellt worden sind.
Es sind jedoch zahlreiche Strafanzeigen von dritter Seite zu erwarten.