Dr. Daphne Demmler, Dissertation FU Berlin, 2011:
„Nutztierzucht ist charakterisiert durch die vorrangige Selektion auf Leistungsmerkmale. Sie geht dabei mit Veränderungen der physiologischen und/oder anatomischen Gegebenheiten des Organismus einher. Da die Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere in erster Linie mit dem Ziel erfolgt, unter marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen Produkte für den Menschen zu erzeugen, orientieren sich die Zuchtziele vor allem an den Verbraucherwünschen und Marktanforderungen. Ein besonderer Schwerpunkt der Zucht von Nutztieren ist daher seit Jahrzehnten die Produktivität der Tiere, welche durch geeignete Zucht- und Fortpflanzungsmaßnahmen große und kontinuierliche Steigerungen erfahren hat. Leistungssteigerungen können sich allerdings negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirken, vor allem wenn diese einseitig verfolgt werden. Bestimmte Krankheiten und Syndrome resultieren dabei aus einer hohen Produktivität des tierischen Organismus. Diese negativen Begleiterscheinungen der Leistungszucht werden als „leistungsabhängige Gesundheitsstörungen“ bezeichnet. Sie werden oft bewusst in Kauf genommen, obwohl im deutschen Tierschutzgesetz bereits seit 1986 ein Verbot von sogenannten Qualzüchtungen existiert. Ein Vollzug des betreffenden Paragraphen (§ 11b TierSchG) ist jedoch bislang auf dem Gebiet der Nutztierzucht nicht erfolgt.
Wissenschaftliche Publikationen zu Gesundheitsstörungen im Zusammenhang mit gesteigerten Mast- und Schlachtleistungen, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für die betroffenen Tiere oder deren Nachkommen verbunden sind und damit Tierschutzrelevanz im Sinne des § 11b TierSchG besitzen, werden in dieser Literaturarbeit zusammengestellt und ausgewertet.“
Die vollständige Dissertation finden Sie hier.