Kommentar zu den ungeheuerlichen Vorfällen im Betrieb Endres im Allgäu

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Unser Vereinsmitglied Karin Ulich hat den folgenden Kommentar zu den erschütternden Vorfällen im Betrieb Endres im Allgäu verfasst. Herzlichen Dank für diese deutlichen Worte!

 

„Ganz offensichtlich sind behördliche Kontrollen von landwirtschaftlichen Tierhaltungen – insbesondere der großen – politisch nicht gewollt! Schließlich strebt die von der Bundesregierung protegierte  Agrar- und Ernährungsindustrie  eine Überschussproduktion tierischer Produkte zu Billigstpreisen an, die auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sind. Das geht nunmal nur über Industrialisierung der landwirtschaftlichen Produktion auf Kosten von Bauern und auf Kosten der Tiere, die in Qualzuchtprogrammen zu immer höherer Leistung getrieben werden. 

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist zwar vorgesehen, Stallrecherchen durch Tierschützer als Einbrüche zu kriminalisieren, nicht jedoch, für ausreichende behördliche Kontrollen zu sorgen. Gerade Bayern hat hier massiven Nachholbedarf: Statistisch wird hier jede Nutztierhaltung nur alle 48 Jahre kontrolliert – und wenn, dann oft nicht konsequent, wie der Fall Endres zeigt.

Wenn dann nicht mal mehr Tierschützer Skandale aufdecken können, bleibt das Grauen ganz im Verborgenen… Welch unglaubliche Schande!

Die Versprechen der bayerischen Staatsregierung, künftig die Kontrollen in Großbetrieben zu intensivieren bleiben leider vage und sind wenig glaubwürdig. Seit Jahren ignorieren verantwortliche Politiker die Mahnungen der Wissenschaft, so auch des wissenschaftlichen Beirates des BMEL. Ein Systemwechsel hin zu einer Landwirtschaft, die keinen Schaden anrichtet, sondern im Gegenteil dem Erhalt der Natur und dem Gemeinwohl nützt und die ,Nutz’tiere respektiert, ist politisch nicht gewollt. 

Mehr als 80 Kühe kann ein bäuerlicher Familienbetrieb ohne Fremdarbeitskraft nicht mit der gebotenen Sorgfalt versorgen und pflegen. Über diese Größenordnung hinausgehende Tierhaltungsanlagen müssen besonders intensiv kontrolliert werden! Schließlich ist bei Fehlverhalten und auch bei technischem Versagen stets eine sehr große Anzahl Tiere betroffen. In Zukunft sollte es aus ökologischen, sozialen und aus Tierschutzgründen keine Genehmigungen für den Bau von Industrietierhaltungen mehr geben.“

Karin Ulich